SPIELRÄUME WEITEN
Im Traum sieht Petrus ein Tuch vom Himmel schweben, darin sind Vögel und Kriechtiere zu sehen. Eine Stimme befiehlt ihm, sie zu schlachten und davon zu essen. Petrus weigert sich, ja, vielleicht ekelt er sich sogar, denn es sind Tiere, die er aufgrund seines jüdischen Glaubens nicht essen darf. Dreimal geschieht das und schließlich sagt die Stimme im Traum: „Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht unrein.“ Als später der römische Hauptmann Kornelius nach ihm fragt, überträgt Petrus das, was der Traum ihm gezeigt hat, auf Menschen, die für ihn „Fremde“ sind. Eigentlich darf er keinen Kontakt zu ihnen haben. Durch seinen Traum aber ist Petrus so frei, Kornelius zu treffen. „Mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf“, so begründet er es in einer Rede vor unterschiedlichsten Menschen. Ein Satz, der Grenzen sprengen kann, die in den Köpfen zuerst, aber auch die aus Mauern. Und, so erzählt die Geschichte weiter, tatsächlich kommt der Heilige Geist über alle, die Petrus zuhören, „Zugehörige“ und „Fremde“. Als wolle er dessen Worte bekräftigen. Jeder Mensch ist heilig. Keine einzige Person ist unrein. Sätze, in denen die Liebe wohnt. Wenn wir ihnen glauben und sie in uns tragen, verwandeln sie uns. Sie machen verrohte Seelen durchlässig und mitfühlend. Sie hüten und pflegen das Miteinander, damit es nicht verkommt. Gott weitet unsere Spielräume und damit auch seine eigenen. Denn seine Liebe will sich ausbreiten und mit ihrer Schönheit die Welt umspannen.
Text: Tina Willms
Foto: Daniela Hillbricht